Mistral AI passt seine Strategie an: Mit dem Chatbot des französischen Start-ups sollen Mitarbeiter interne Dokumente durchsuchen können. Es verspricht „Datenschutz auf höchstem Niveau“.
Das französische KI-Start-up Mistral AI bringt einen eigenen Chatbot für Firmen heraus. Das Angebot Le Chat Enterprise erinnert an Microsofts digitalen Assistenten Copilot, mit dem Nutzer in Unternehmen interne Dokumente nach Informationen durchsuchen und fragen können.
Arthur Mensch, Mitgründer und Chef von Mistral AI, hält die eigene Lösung aber für nützlicher. Er sagte dem Handelsblatt: „Sie ist viel besser als Copilot, sie ist viel stärker anpassbar.“
So hätten Nutzerinnen und Nutzer von Le Chat Enterprise Zugriff auf eine breitere Informationsbasis: Für den Bot gibt es neben der Schnittstelle zu Microsofts Dokumentenverwaltung Sharepoint auch einen für Googles Online-Speicherdienst Drive. Mensch sagte: „Wir gehen davon aus, dass die Nutzererfahrung wesentlich besser sein wird als bei Copilot.“ Und günstiger sei Mistrals Chatbot im Übrigen auch.
Mistral AI: Wertvollstes KI-Start-up Europas
Die Ankündigung markiert eine deutliche Veränderung in der Strategie von Europas wohl größtem Hoffnungsträger im Bereich Künstliche Intelligenz (KI). Die zwei Jahre alte Firma aus Paris hat etwa eine Milliarde Dollar von renommierten Risikokapitalgebern eingesammelt und ist derzeit mit sechs Milliarden Dollar bewertet. Mistral AI ist in Europa das einzige Start-up, das es schafft, ähnlich leistungsstarke KI-Sprachmodelle zu entwickeln wie OpenAI, Google und Anthropic aus den USA.
Wettbewerber wie der ChatGPT-Entwickler OpenAI sind dabei finanziell deutlich besser ausgestattet. Die Firma hat allein in ihrer jüngsten Finanzierungsrunde 40 Milliarden Dollar an Kapital eingesammelt. Nils Seele, KI-Investor beim Wagniskapitalgeber LEA Partners, sagt: Der Konkurrenzkampf um das beste Modell werde „auf Dauer zu teuer für Mistral, wenn OpenAI und Co. Milliarden investieren“. Außerdem müsse die Firma nun zeigen, wie sie mit ihrem Angebot relevante Umsätze mache.» Lesen Sie auch:Die wichtigsten KI-Projekte – Europa startet die technologische Aufholjagd
Mit Le Chat Enterprise wird nun deutlicher, wie sich Mistral im Wettbewerb differenzieren will. Die Firma geht einen ähnlichen Weg, wie ihn KI-Firmen wie Aleph Alpha aus Heidelberg und Cohere aus Toronto schon früher eingeschlagen haben: Mensch will künftig nicht nur Modelle entwickeln, sondern direkt „Lösungen“ anbieten, die „Unternehmen in Rekordzeit echten Nutzen“ bringen könnten.
Le Chat Enterprise: Das kann der Copilot von Mistral
Dazu gehört, dass Unternehmen mit Le Chat Enterprise auch die Automatisierung ihrer Prozesse vorantreiben und eigene Agenten entwickeln können. So werden digitale Assistenten genannt, die Aufgaben weitgehend autonom erledigen können. Auf Basis der Mistral-KI sollen sie künftig wiederkehrende Aufgaben automatisiert bearbeiten und dabei auf unternehmensinterne Dokumente, Tools und Kalender zugreifen können.https://embed.handelsblatt.com/api/embed?url=https%3A%2F%2Fcloud.redaktion.handelsblatt.com%2FHB_Teaser_Artikel%3Fnewsletter%3D01t7S000000bQY3QAM
Ein zentrales Versprechen dabei: Die Unternehmen sollen ihre KI-Agenten auch ohne Programmierkenntnisse an individuelle Anforderungen anpassen und mit ihren Daten trainieren können.Künstliche Intelligenz Anleitung für Ihr Agentensystem – So automatisieren Sie Ihren Kundenservice
Im Wettbewerb um leistungsstarke KI-Modelle will Mensch aber weiter mitmachen. Exzellente Modelle seien das „Rückgrat des Geschäfts“, sagte er.
Dabei verspricht Mistral „Datenschutz auf höchstem Niveau.“ Unternehmen sollen die volle Kontrolle erhalten und können ihre Daten auf den eigenen Servern verarbeiten. Zusammen mit speziellen Zugriffsrechten für unterschiedliche Mitarbeiter und auszulesenden Protokollen soll das für besonderen Schutz der Anwendung sorgen.Le Chat: Seit Neustem kann der Chatbot von Mistral AI live im Internet nach Informationen suchen. Foto: Luisa Bomke / Screenshot
Firmen können Le Chat Enterprise selbst hosten oder in der Mistral-Cloud betreiben. Aber auch über die Google-Cloud ist Le Chat Enterprise bereits ab sofort nutzbar. Azure und AWS sollen bald folgen. Datenanbindungen erfolgen über sichere Schnittstellen, zudem kündigt das Unternehmen Unterstützung für Microsoft
Cloud Platform (MCP) und weitere Integrationen an.
Mistral ist Europas wertvollste KI-Entwicklerfirma
Der Datenschutz und die Unabhängigkeit von US-Lösungen sind für Mistral wichtige Verkaufsargumente im Wettbewerb mit OpenAI und anderen Firmen. Doch es kommen immer wieder Fragen auf, wie europäisch die Alternative wirklich ist.
Der Großteil der Investoren kommt aus den USA. Auch Microsoft ist an Mistral AI beteiligt. Laut Insidern zwar nur mit einem kleinen Anteil. Mistral vertreibt seine Modelle aber auch über die Microsoft Cloud-Plattform Azure. Diese enge Partnerschaft wurde Anfang des Jahres sogar kartellrechtlich geprüft, doch das Verfahren wurde wieder eingestellt.