Wer gewinnt? Der Deutschland-kritische PiS-Kandidat Karol Nawrocki (42, l.) oder der moderatere PO-Kandidat Rafał Trzaskowski (53)
An diesem Sonntag geht Polen in den ersten Wahlgang für einen neuen Präsidenten. Nur 2 Kandidaten haben echte Chancen für die 2. Runde (Stichwahl: 1. Juni):
► Rafał Trzaskowski, Warschaus Bürgermeister, ist Kandidat der liberalen Bürgerplattform PO.
► Karol Nawrocki, Historiker, tritt für die rechtspopulistische PiS-Partei an.
Eine Richtungswahl, die entscheidet, ob Polen abkehrt von seinem kritischen Kurs gegenüber Deutschland und EU, wie ihn PiS-Präsident Andrzej Duda bisher verkörpert hat.
Kriegsreparationen sind Dauerthema
Polens Verfassung gibt dem Präsidenten kaum außenpolitische Befugnisse. Dennoch ist die Rolle des Staatsoberhauptes von zentraler Bedeutung: In seiner zweiten Amtszeit, die nun endet, hat Duda zwar keine Eklats verursacht, die Beziehungen zu Deutschland aber auch in keiner Weise vorangebracht.
Oft hat Duda etwa die Frage von Kriegsreparationen an Polen (angeblich 1,5 Billionen Euro) angesprochen und die Deutschen für ihre dominante Rolle in Europa kritisiert.
Dieser PiS-Sound kommt immer weniger an: PO-Kandidat Trzaskowski liegt rund 6 Punkte vor seinem Rivalen Nawrocki. Hält der Vorsprung, würde der Machtwechsel von PiS zu PO komplett: Seit 2023 regiert PO-Premier Donald Tusk (68) das Land. Mit Trzaskowski würde auch das Präsidentenamt an die Bürgerplattform PO fallen.
Der PiS-Kandidat gilt als Trump-Fan
Je nach Wahlausgang könnte die polnische Außenpolitik unterschiedliche Richtungen einschlagen!
PiS-Kandidat Nawrocki gilt als Trump-Fan, besuchte den US-Präsidenten sogar Anfang Mai im Weißen Haus. Und in Sachen Reparationen aus Deutschland fährt der Leiter des Instituts für Nationales Gedenken einen stramm anti-deutschen Kurs, beschimpfte Premier Tusk als „Diener des deutschen Staates“.
In Sachen Asyl, Migration und Zurückweisungen zeigt sich zwar auch Trzaskowski hart, fordert „volle Symmetrie“ beim polnisch-deutschen Grenzregime, will finanzielle Unterstützung aus Berlin für die Sicherung der Ostflanke der NATO (Belarus).
PO-Kandidat sucht den Ausgleich
Dennoch sucht PO-Kandidat Trzaskowski den Ausgleich mit Deutschland nach jahrelangem Stillstand unter dem PiS-Regime: „Trotz unserer schwierigen Geschichte ist Deutschland unser größter Nachbar, unser wichtigster Wirtschaftspartner und Verbündeter“, betont Trzaskowski.
Die Avancen des neuen Kanzlers Friedrich Merz (69, CDU) Richtung Warschau könnten also unter einem PO-Präsidenten auf mehr Gegenliebe stoßen als bei PiS-Kandidat Nawrocki.
Und doch: Seine erste Auslandsreise plant Trzaskowski nicht nach Berlin, sondern ins Nato-Hauptquartier in Belgien, danach Paris und Washington. Aus deutscher Sicht enttäuschend, aber immer noch besser als PiS-Nawrockis Reisepläne: „Washington, mit Zwischenstopp im Vatikan“…
▶︎ Am Wahlabend schließen die Wahllokale um 21 Uhr, kurz danach gibt es die ersten Prognosen. Doch weil Hochrechnungen in Polen nicht üblich sind, dürfte erst am Montag Klarheit herrschen: Dann steht das offizielle Ergebnis fest.